Süddeutsche Zeitung berichtet
Die Süddeutsche Zeitung berichtet – erstmals ist ein Bericht über Clown Under deutschlandweit zu lesen!
#PlötzlichClown
Gut, besser, überregional!
Freue mich riesig über den Artikel in der Süddeutschen Zeitung – im jetzt-Magazin!
Hier der Artikel:
Im Ausland ist vieles anders. Das bietet manchmal unerwartete Chancen, die auf den ersten Blick verrückt wirken.
Andreas, 22,
wurde in Australien als Zirkusclown entdeckt.
Schon vor dem Abi war mir klar, dass ich danach gern Work & Travel in Australien machen möchte, aber was Ausgefalleneres als kellnern oder Früchte ernten. Als ich nachts mal nicht schlafen konnte, kam mir der Gedanke, dass es grandios wäre, im Zirkus zu arbeiten. Ich mochte die bunten Zelte schon als Kind.
Am nächsten Tag habe ich also recherchiert und noch von Deutschland aus Bewerbungen an Zirkusse geschrieben. Der Wanderzirkus Silvers hat mir tatsächlich geantwortet: Sie seien zum Zeitpunkt meiner Ankunft sowieso gerade in Melbourne, ich solle einfach vorbeikommen. Damals habe ich schon manchmal gezweifelt, ob ich mir da vielleicht eine Traumwelt zusammenschustere. Jetzt, mit ein bisschen Abstand, kann ich sagen, dass es die beste Entscheidung war, diesen Traum durchzuziehen, obwohl er für manche sicher absurd klang. Es hat mich in vielen Bereichen verändert.
In Melbourne habe ich mich wie verabredet bei dem Zirkus vorgestellt. Sie haben mir gleich einen eigenen Wohnwagen zugeteilt – da wurde ich richtig euphorisch. Dann habe ich allerdings realisiert, dass ich haupt-sächlich als Putzkraft arbeiten sollte: nach der Show die Manege saugen und das Popcorn von den Sitzen kratzen, beim Auf- und Abbau helfen – in der australischen Hitze war das besonders hart. Nach vier Monaten hätte ich wohl hingeschmissen, wenn ich mich nicht mit dem Zauberer Simon angefreundet hätte.
Simon und ich saßen abends oft vor seinem Wohn-wagen und tranken zusammen Wein. Irgendwann hat er dabei gesagt, dass er an einer neuen Illusion arbeitet und mich als Assistenten möchte. Der Trick hieß „Die durchstochene Jungfrau“, und ich musste dafür eine Artistin in eine Kiste tragen, die mit brennenden Dolchen durch-stoßen wurde. Das war nicht ungefährlich, die Dolche waren wirklich spitz. Bei der Premiere habe ich glücklicherweise alles richtig gemacht. Danach hat sich mein Verhältnis zu den Kollegen spürbar verändert. Ich war nicht mehr die gesichtslose Hilfskraft, sondern Teil der Truppe.
Nach einer Weile bat mich der Zirkusdirektor in seinen Wohnwagen. Wir haben Kaffee getrunken und irgendwann sagte er plötzlich: „Andy, wenn die Leute dich sehen, dann müssen sie lachen, dafür brauchst du gar kein Kostüm.“ Aus Höflichkeit habe ich darüber gelacht und bin gegangen. Erst später habe ich realisiert, wie er das meinen könnte. Also habe ich noch mal nachgehakt, ob das sein voller Ernst sei. Ja, sagte er, und dass er mich gern bei der nächsten Station als Clown in der Show hätte: in einer Cowboy-und-Indianer-Nummer mit seinem Sohn.
Bei der Premiere war ich sehr nervös – wir hatten zwar viel geprobt, aber vor richtigem Publikum hatte ich das ja noch nie gemacht! Als mich kurz vor der Show allerdings mein Clownsgesicht im Spiegel anschaute, verpuffte die Unsicherheit. Selbstbewusst ritt ich mit meinem Steckenpferd hinter dem Vorhang hervor in die Mitte der Manege, schlug dort ein Rad und rief: „Tadaaa!“ Und die Leute haben gelacht. Von da an war die Arbeit nur noch Spaß.
Insgesamt habe ich 61 Auftritte als Clown in Australien absolviert, oft zwei am Tag. Dazwischen gingen wir surfen oder baden im Meer. Ich habe viel vom Land gesehen, der Lohn stimmte mit 500 australischen Dollar auch. Ich konnte mir zusammen mit Freunden noch einen Bus kaufen und weiter durchs Land reisen. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich angefangen, in Stuttgart Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Außerdem arbeite ich an einem Buch über meine Zirkuszeit, mithilfe des Kabarettisten Eckart von Hirschhausen.
Ich trete aber auch bei Poetry Slams auf, weil ich durch die Zeit in Australien gelernt habe, dass ich genau
das weiterhin machen will: auf der Bühne stehen und Leute unterhalten.